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In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ließ die Familie Esselborn die Scheune mit einem repräsentativen Balkon über der Eingangstür zum Keller errichten. Das Bauwerk stellt eine Erweiterung der gegenüberliegenden Nebengebäude um den Hof des Hauses Esselborn dar. Es gehörte wohl Henriette Esselborn, der ältesten der drei Töchter des Erbauer-Ehepaars Martin und Heliane Esselborn. Nach einem Aufenthalt in Berlin, wo sie unter anderem Gesang studierte, kehrte Henriette nach Mandel zurück und lebte bis zu ihrem Tod mit der Familie ihrer Schwester Emma im Elternhaus.

Scheune Esselborn

Auch das Mandeler Wingertshäuschen wurde von der Familie Esselborn mit einer ganz ähnlichen architektonischen Formensprache erbaut. Für beide Bauwerke wurden kleine Sandsteinsäulen verwandt, die durch den Abbau der Balustrade an der evangelischen Kirche überflüssig geworden waren. Damit steht die Scheune in enger Beziehung zur evangelischen Kirche. 

 

In den Jahren 1829/1830 erbaute die Gemeinde Mandel eine neue Kirche, nachdem der alte, baufällige Vorgängerbau abgerissen werden musste. Durch die Säkularisation in der Napoleonischen Zeit war der gesamte kirchliche Besitz dem französischen Staat zugefallen. In Preußischer Zeit wurde die Zivilgemeinde Mandel Rechtsnachfolger. So befand sich die ehemalige Simultankirche, die heutige evangelische Kirche, im Besitz der Zivilgemeinde Mandel. Die Gemeinde war nun dafür verantwortlich, dass nach dem Einsturz der alten Kirche ein neues Gotteshaus errichtet wurde.

Scheune Esselborn

Gemäß dem Plan des Kreisbauinspektors Ludwig Behr wurde auf dem Gesims um den Turm unterhalb der Kirchturmuhr eine mit 40 Sandsteinsäulen bestückte Balustrade aufgeführt. Da die Sandsteinsäulen nach fast einem halben Jahrhundert stark verwittert waren, mussten sie abgenommen werden. Der Gemeinderat beschloss, die noch verwertbaren Säulen nicht einer teuren Reparatur zu unterziehen, sondern sie zu verkaufen. Sie wurden nicht durch neue Säulen ersetzt, weil sie zu dieser Zeit als nicht stilgerecht empfunden wurden. Martin Esselborn, der damalige Ortsvorsteher, erwarb einige dieser Säulen. Er versah damit nicht nur den repräsentativen Balkon an der Scheune, sondern ebenso das Wingertshäuschen oberhalb der Kirche und den heute nicht mehr vorhandenen Balkon über dem Gewölbekellereingang in seinem Garten am Schloss, dem heutigen Dorfplatz. Die Sandsteinsäulen auf dem Balkon der Scheune sind die einzigen im Original erhaltenen Exemplare.

Scheune Esselborn

Die Scheune wurde in zwei Bauetappen fertiggestellt, was noch heute an Details zu erkennen ist, wie etwa die unterschiedlichen Gesimse der Fenster. Für den etwas älteren - von der Straße aus gesehen - rechten Gebäudeteil existiert eine historische Bauskizze mit zwei alternativen Entwürfen zum Eingang, von denen derjenige mit dem Säulenbalkon über dem Zugang zur Unterkellerung realisiert wurde.

Der Gärkeller mit Tonnengewölbe diente zeitweise auch der Winzergenossenschaft als Weinlager. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Anwesen von Wilhelm Simon, dem Urenkel der Erbauer, und seiner Frau Magdalene, geb. Riedl, als Obstbaubetrieb geführt. Die Scheune beherbergte ab den 1950er Jahren das zugehörige Obstlager.

Scheune Esselborn

Martin und Heliane Esselborn und ihre Nachfahren – namentlich Tochter Emma und ihr Ehemann Curt Müller von Berneck – förderten Neuerungen im wirtschaftlichen wie auch im technischen und sozialen Bereich. Sie führten den Betrieb nicht zuletzt als Versuchsgut und nahmen erfolgreich Züchtungen zur Optimierung des Eiweißgehalts von Braugerste und des Zuckergehalts von Zuckerrüben vor. Die Ergebnisse wurden publiziert und der Fachwelt zugänglich gemacht. Darüber hinaus setzten sie sich für eine Dampf-Dreschmaschinen-Genossenschaft der Bauern aus Mandel ein. Ebenfalls von der Familie Müller von Berneck wurde 1888 in Ellern das erste dampfbetriebene Sägewerk im Hunsrück errichtet. Fortschrittlich waren hier zudem die Sozialversicherungen für die Belegschaft gemäß der Bismarckschen Sozialgesetzgebung: Die Arbeiter waren unfall-, kranken- und rentenversichert.

Scheune Esselborn

Auf Anregung von Alois Wink ließen Walter und Etta Engelmann (geb. Simon und Nachfahrin der Erbauer der Scheune in fünfter Generation) in den 1970er Jahren im Keller der Scheune zwei Tischtennisplatten aufstellen, um die Tradition des Tischtennisspiels im Turn- und Sportverein (TUS) Mandel 1901 e.V. wieder aufleben zu lassen. Bereits 1952 war es zur Gründung einer Tischtennisabteilung gekommen, die zwar teilweise sehr erfolgreich spielte, aber nach einigen Jahren mangels Spieler wieder aufgelöst werden musste. Wegen des Trainings in der Esselbornschen Scheune wurden die gemauerten Fasslager am Boden des Kellers entfernt. Kinder und Jugendliche hatten hier nun eine Zeit lang die Möglichkeit zum Tischtennisspiel, bevor der TuS Mandel später in der neu gebauten Schlossberghalle offiziell eine neue Tischtennisabteilung gründete. Die Familie setzte sich auch an anderer Stelle für das örtliche Sportleben ein; so leistete etwa Etta Engelmann mehr als 20 Jahre lang die Frauenturngruppe des TuS Mandel und gründete die Tanzgruppe „Mandelblüten“, die sie über viele Jahre trainierte.